Klimarisikoversicherungen
Der Klimawandel beeinflusst die Häufigkeit und Stärke extremer Wetterereignisse. Fast überall auf der Welt sind stärkere Hitzeextreme zu beobachten. Wirbelstürme verursachen aufgrund intensiverer Regenfälle und höherer Sturmfluten mehr Schäden. Besonders betroffen sind Entwicklungs- und Schwellenländer, in denen die Klimaveränderungen bereits erreichte Entwicklungsfortschritte bedrohen.
Klimarisikoversicherungen ermöglichen es betroffenen Menschen, besser mit den Folgen extremer Wetterereignisse umzugehen. Die deutsche Entwicklungspolitik engagiert sich insbesondere über die InsuResilience Global Partnership weltweit für ein umfassendes und aktives Management von Klimarisiken. Dabei fördert sie die Zusammenarbeit von Staaten, dem Privatsektor, multilateralen Institutionen, zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie Forschungsinstituten.
Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel steigern
Die negativen Auswirkungen des Klimawandels treffen Menschen besonders hart, die geringere Möglichkeiten haben, um sich nach einer Katastrophe finanziell und wirtschaftlich zu erholen. Die Lebensgrundlagen und Zukunftsperspektiven dieser verwundbaren (vulnerablen) Gruppen sind bedroht, zum Beispiel durch zerstörte Häuser, ausbleibende Ernten oder Viehsterben. Krankheiten, Mangelernährung und klimabedingte Migration und Vertreibung können die Folge sein. Die Bewältigung der Auswirkungen kann zu weiterer Verschuldung der betroffenen Regionen führen und deren wirtschaftliche Entwicklung erheblich zurückwerfen.
Eine nachhaltige Entwicklung, mit der die Widerstandsfähigkeit der vulnerablen Länder und Menschen gegenüber dem Klimawandel gestärkt wird, kann nur durch ein integriertes Klimarisikomanagement erreicht werden. Dazu gehört der Umgang mit finanziellen Schäden extremer Wetterereignisse. Klimarisikoversicherungen können betroffene Menschen dort unterstützen, wo andere Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel an ihre Grenzen stoßen. Sie decken Schäden ab, die durch Risikoprävention und -reduktion nicht vermieden werden können.
Empirische Untersuchungen zeigen, dass sich die Wirtschaft in Ländern mit funktionierendem Versicherungsschutz viel schneller erholt. Dennoch ist dies im Kontext von Entwicklungs- und Schwellenländern ein neuartiger Ansatz. Laut der Munich RE (Externer Link) decken Versicherungen dort bisher deutlich unter 10 Prozent der eintretenden Schäden ab, wobei die wirtschaftlichen Folgeschäden durch (Klima-)Katastrophen nicht mit eingerechnet sind. In Industrieländern hingegen sind schätzungsweise 50 Prozent der Schäden durch entsprechende Versicherungen geschützt.
Wozu werden Klimarisikoversicherungen gebraucht?
Schnelle Nothilfe und rascher Wiederaufbau: Während die internationale Staatengemeinschaft und Hilfsorganisationen nach einer Katastrophe oft mühsam Geld einsammeln, verstreicht wertvolle Zeit. Oft dauert es Monate, bis die Betroffenen Hilfe erhalten. Immer mehr Regierungen und humanitäre Akteure erkennen, dass Klimarisikoversicherungen schnelles und effektives Handeln ermöglichen. So schützen sie Menschenleben, Existenzen, aber auch den nationalen Haushalt vor den Auswirkungen des Klimawandels.
Durch den vorausschauenden Charakter von Risikofinanzierung durch Klimarisikoversicherungen kann in Notsituationen schon kurz nach bzw. teilweise sogar vor Eintreten des Schadens Geld an Betroffene ausgezahlt werden. Das rettet Leben und Besitz und sichert Entwicklungserfolge. Versicherungen tragen somit zu Armutsminderung, Schuldentragfähigkeit, nachhaltiger Entwicklung und auch zur Bekämpfung von wirtschaftlichen Migrationsursachen bei.
Anspruch auf Ersatz erlittener Schäden: Klimarisikoversicherungen geben Versicherungsnehmern bei Eintritt der festgelegten Bedingungen die Sicherheit, nach einer Katastrophe tatsächlich Hilfe zu erhalten. Die Betroffenen werden dadurch unabhängiger von Hilfsleistungen und können selbst dazu beitragen, ihre Existenzgrundlage abzusichern. Im Fall von indexbasierten Dürreversicherungen ist die Versicherungsauszahlung beispielsweise an die Unterschreitung bestimmter Niederschlagsmengen gebunden.
Deutsches Engagement InsuResilience Global Partnership zum Ausbau von Finanzierungs- und Versicherungslösungen für Klima- und Katastrophenrisiken
Die InsuResilience Global Partnership (Externer Link) hat das Ziel, die Resilienz der ärmsten und verwundbarsten Bevölkerungsgruppen in Entwicklungs- und Schwellenländern gegen Klimarisiken und Katastrophen zu stärken. Deutschland hat die Partnerschaft 2017 im Rahmen seiner G20-Präsidentschaft gemeinsam mit anderen Partnern ins Leben gerufen. Die Multi-Akteurs-Partnerschaft umfasst inzwischen über 80 Mitglieder aus Industrie- und Entwicklungsländern, Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft, internationalen Organisationen und Forschung. Deutschland ist größter Unterstützer dieser zentralen Initiative.
Die verschiedenen Programme innerhalb der Partnerschaft unterstützen im Voraus vereinbarte Ansätze, wie zum Beispiel Klimarisikoversicherungen, die das finanzielle Risiko von Klimaauswirkungen und Katastrophen abdecken. Durch schnelle Hilfe und Wiederaufbau werden die Lebensgrundlagen armer und vulnerabler Menschen vor klimabedingten Folgen geschützt. Gleichzeitig unterstützt die Partnerschaft die Umsetzung von umfassenden Strategien zu Klima- und Katastrophenrisiken auf nationaler und lokaler Ebene in armen und verwundbaren Ländern.
Mit der Vision 2025 (Externer Link) hat sich die Partnerschaft ein ambitioniertes Ziel gesetzt: 500 Millionen der ärmsten und verwundbarsten Menschen sollen bis 2025 abgesichert werden.
Erfolge des BMZ im Bereich Klimarisikoversicherungen
Seit ihrer Gründung hat die InsuResilience Global Partnership große Fortschritte erzielt: Mehr als 800 Millionen Euro wurden von den verschiedenen Gebern bis 2020 zusagt, um Versicherungs- und Finanzierungsansätze für Klima- und Katastrophenrisiken auszuweiten und zu entwickeln. Deutschland ist mit 550 Millionen Euro größter Unterstützer (Stand: November 2020).
Mit diesen Mitteln werden unter anderem nationale und subnationale Regierungen dabei unterstützt, umfassende Strategien zum Klima- und Katastrophenrisikomanagement zu entwickeln, damit sie besser gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels gewappnet sind. Bereits bestehende Programme, wie die African Risk Capacity (ARC), werden weiterhin von Deutschland unterstützt. Die ARC-Dürrversicherung hat bis Mitte 2020 61 Millionen US-Dollar an die Regierungen von Mauretanien, Senegal, Malawi, Niger und Elfenbeinküste und humanitäre Akteure wie das Start Network ausgezahlt, wodurch mehr als 3,2 Millionen Menschen in akuten Dürrekatastrophen geholfen werden konnte.
Im Jahr 2016 gründete Deutschland gemeinsam mit Großbritannien, USA, Japan, den pazifischen Inselstaaten und der Weltbank eine neue Risikoversicherungsfazilität, die Pacific Catastrophe Risk Assessment and Financing Initiative (Externer Link) (PCRAFI). Sie bietet den Regierungen der pazifischen Inselstaaten Versicherungsprodukte gegen tropische Wirbelstürme, Tsunamis und Erdbeben an. Beispielsweise erhielt Tonga Anfang 2018 über die PCRAFI bereits sieben Tage nach Zyklon "Gita" eine Auszahlung von 3,5 Millionen US-Dollar. Im April 2020 folgte eine weitere Auszahlung über 4,5 Millionen US-Dollar wenige Tage nach Zyklon "Harold" für Nothilfe und Wiederaufbau.
Neue Programme zur Umsetzung
Um den Ausbau von Versicherungs- und Finanzierungsansätzen für vulnerable Länder in größerem Maßstab weiter zu fördern, hat Deutschland 2018 in Zusammenarbeit mit Großbritannien und der Weltbank ein neues Implementierungsprogramm gegründet, die Global Risk Financing Facility (GRiF). Ein weiteres neues Programm ist der InsuResilience Solutions Fund (ISF), den die Bundesregierung zusammen mit der KfW ins Leben gerufen hat. Beim ISF wird ein besonderer Schwerpunkt auf die Einbeziehung und Zusammenarbeit mit dem Privatsektor gelegt.
Im Zuge der neuen Programme wurde innerhalb der InsuResilience Global Partnership die Program Alliance aufgebaut, um eine Koordination der unterschiedlichen Umsetzungsbemühungen sicherzustellen. Deutschland und Großbritannien sind als wichtige Geberländer vertreten. Durch den regelmäßigen Austausch können die Versicherungs- und Finanzierungsprodukte noch besser den Bedürfnissen der Partnerländer angepasst und die Markteinführung neuer Produkte begleitet werden.
Globale Bedeutung
Im Rahmen des UN-Klimagipfels im September 2019, den der UN-Generalsekretär António Guterres einberufen hat, wurde die Partnerschaft als eine der zentralen globalen Resilienz-Initiativen hervorgehoben. In ihrer auf dem UN-Klimagipfel verkündeten Vision 2025 hat sich die Partnerschaft dazu verpflichtet, einen Schwerpunkt auf die Gleichstellung der Geschlechter zu legen. Das Thema Gender wird als Querschnittsziel in alle Aktivitäten zu Versicherungs- und Finanzierungsansätzen für Klima- und Katastrophenrisiken integriert.