In Honduras hat ein vom BMZ gefördertes Bildungsprogramm gezeigt, wie der Teilhabeansatz in der Praxis angewendet und staatlich verankert werden kann. Mehr als 400 Schülerinnen und Schüler im Alter von fünf bis 21 Jahren aus neun repräsentativen Bezirken waren am Reformprozess beteiligt: Sie formulierten in eigenen Worten eine nationale Verordnung, die regelt, wie die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen in Form von Schülervertretungen organisiert werden soll. Die Verordnung wurde 2018 offiziell vom honduranischen Bildungsministerium verabschiedet und gilt nun in 23.000 Schulen.

Kinderrechte und Jugendrechte Beteiligung von Kindern und Jugendlichen
Die Kinderrechte auf Partizipation (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen), Meinungs- und Informationsfreiheit sowie Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit werden in vielen Ländern, darunter auch Deutschland, immer wieder verletzt. In einer von der älteren Generation dominierten gesellschaftlichen und politischen Ordnung ist es für junge Menschen oft schwer, für ihre Interessen und Belange Gehör zu finden.
Dabei ist das Recht auf Partizipation nicht nur international festgeschrieben, sondern auch gesellschaftlich sinnvoll: Werden Kinder und Jugendliche an politischen Prozessen beteiligt, können sie unmittelbar demokratische Erfahrungen sammeln und frühzeitig lernen, sich für das Gemeinwohl einzusetzen. Jugendbewegungen wie FridaysForFuture zeigen eindrücklich, dass junge Menschen ihre eigenen Vorstellungen haben, wie sie ihr Leben aktiv gestalten und wie sie zum Wandel der Gesellschaft beitragen möchten.
Recht auf Beteiligung
Kinder und Jugendliche müssen laut UN-Kinderrechtskonvention (Externer Link) grundsätzlich an allen Fragen und Angelegenheiten der politischen Gemeinschaft beteiligt werden (Artikel 12).
Dieses Recht auf Teilhabe ermöglicht nicht nur den Einfluss von Kindern auf gesellschaftliche Prozesse, es hilft ihnen auch bei der Durchsetzung ihrer sonstigen Rechte: Kinder, die in ihren Familien, in der Schule, der Gemeinde und in der Politik respektiert und angehört werden, können dadurch gleichzeitig alle ihre Rechte wirksamer einfordern und ausüben, zum Beispiel das Recht auf Bildung oder das Recht auf Schutz vor wirtschaftlicher Ausbeutung.
Laut Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen soll die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen transparent, informativ, freiwillig, respektvoll, bedeutsam (für die Bedürfnisse und den Erfahrungsschatz von Kindern), kinderfreundlich, inklusiv, sicher und rechenschaftspflichtig gestaltet sein.
Kinderrechte einzufordern bedeutet, Generationengerechtigkeit einzufordern. Wir haben das Recht, über unsere Zukunft zu entscheiden. Wir fordern unser Recht ein. Die Beteiligung der Jugend sollte als Chance begriffen werden. Da Kinder aus verschiedenen Ländern unterschiedliche Bedürfnisse haben, muss man uns fragen, was wir wollen, denn wir wissen es am besten.
Das deutsche Engagement Aktive Einbindung von Kindern und Jugendlichen
Die Entwicklungszusammenarbeit ist strukturell noch nicht ausreichend darauf vorbereitet, Kinder und Jugendliche in die Planung, Umsetzung und Auswertung ihrer Vorhaben durchgängig miteinzubinden. Daher besteht die Gefahr, dass sie nur symbolisch oder punktuell einbezogen werden.
Zudem sind immer auch die örtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen. In vielen Partnerländern widerspricht das Prinzip der Teilhabe von Kindern den gesellschaftlichen Wertevorstellungen. Die Einbindung der jungen Menschen muss dann sehr sensibel erfolgen, um keine Konflikte hervorzurufen. Auch muss die Entwicklungszusammenarbeit immer den Schutz der beteiligten Kinder und Jugendlichen gewährleisten. Es muss zum Beispiel verhindert werden, dass sie sich in Krisensituationen oder in autoritär regierten Ländern durch ihre Meinungsäußerungen in Gefahr bringen.
Die Zivilgesellschaft (Lexikon-Eintrag zum Begriff aufrufen) und insbesondere die Jugendlichen selbst fordern seit Langem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die Jugendbeteiligung zu verbessern und fest in den Arbeitsabläufen des Ministeriums zu verankern. Denn nur so kann das BMZ aus erster Hand erfahren, wie es um die Verwirklichung von Kinderrechten aus Sicht von Kindern und Jugendlichen bestellt ist und wie ihre Umsetzung verbessert werden kann.
Ministerium gründet Jugendbeirat
In einem ersten Schritt hat das BMZ Jugendliche an der Erstellung des Aktionsplans "Agents of Change – Kinder- und Jugendrechte in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit" beteiligt. Im Rahmen einer Jugendkonsultation in den Jahren 2015 und 2016 erarbeiteten 24 Jugendliche aus Deutschland Positionen zu entwicklungspolitischen Themen und konkrete Vorschläge für den Aktionsplan.
Um sich künftig kontinuierlich von Jugendlichen beraten zu lassen und die junge Perspektive in entwicklungspolitischen Prozessen zu berücksichtigen, richtet das BMZ einen Jugendbeirat ein. Im Oktober 2019 trafen sich Jugendliche aus ganz Deutschland zu einem Workshop, um Ideen zur Vision, Funktion, Zusammensetzung, Organisation und Arbeitsweise dieses Beirats zu entwickeln. Eine "Task Force Jugendbeirat" bestehend aus zehn deutschen Jugendlichen wurde gegründet und begleitete seither den Gründungsprozess.
Einen Monat später wurde eine BMZ-Festveranstaltung zum 30-jährigen Bestehen der UN-Kinderrechtskonvention genutzt, um auch Jugendliche aus Afrika, Nahost, Asien und Lateinamerika in die Diskussionen einzubinden. Der Auswahlprozess für den BMZ-Jugendbeirat startete im Sommer 2020 und der Bewerbungsaufruf traf auf hohe Resonanz. Eine Auswahlkommission bestehend aus Erwachsenen und Jugendlichen wählt die 16 Mitglieder des BMZ-Jugendbeirats aus. 2021 soll der Jugendbeirat seine Arbeit beginnen können.
Engagement in den Partnerländern
Honduras
Themendossier Kinderrechte und Jugendrechte
- Hintergrund: Kinder sind die zukünftigen Akteure des Wandels
- Förderung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
- Hochwertige Bildung für alle Kinder und Jugendlichen
- Berufsbildung und Jugendbeschäftigung
- Kinder in bewaffneten Konflikten
- Gemeinsam gegen Kinderarbeit
- Schutz vor allen Formen der Gewalt
- Beteiligung von Kindern und Jugendlichen