Pandemieprävention Erste kommerzielle mRNA-Impfstoffproduktion Afrikas geht in Ruanda an den Start

Kofler bei Eröffnung in Kigali: Entwicklungspolitischer Meilenstein

Pressemitteilung vom 18. Dezember 2023 | Heute wird in der ruandischen Hauptstadt Kigali die erste kommerzielle Produktionsstätte für moderne mRNA-Impfstoffe Afrikas eröffnet. Damit wird eine Idee Realität, die während der Corona-Pandemie entstanden war, als afrikanische Staaten viel zu lange auf Impfstoffe warten mussten. Produziert werden können in der Impfstoff-Fabrik von BioNTech – basierend auf der modernen mRNA-Technologie – verschiedene Impfstoffe womöglich auch ein noch in der klinischen Erprobung befindlicher Malaria-Impfstoff oder perspektivisch andere in Afrika besonders nachgefragte Impfstoffe. Der Standort Kigali soll Knotenpunkt in einem dezentralisierten Netzwerk in Afrika werden.

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Herstellung von Corona-Impfstoffen, leere Glasflaschen in einer Produktionsanlage

Mit den Impfstoffen, die in diesem Netzwerk hergestellt werden, sollen vor allem die Menschen in den Ländern der Afrikanischen Union versorgt werden. Derzeit werden nur rund ein Prozent der benötigten Impfstoffe in Afrika selbst hergestellt. Die deutsche und europäische Entwicklungspolitik haben dieses Vorhaben eng begleitet und gemeinsam mit afrikanischen Regierungen an den Rahmenbedingungen gearbeitet. Das Entwicklungsministerium wird bei der Eröffnung heute durch die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Bärbel Kofler vertreten.

Kofler: „Die Verteilung von Impfstoffen gerade zu Beginn der Corona-Pandemie war nicht gerecht. Afrikanische Staaten mussten viel zu lange auf Impfstoffe warten, während sie in reichen Ländern schon deutlich früher zur Verfügung standen. Die richtige strukturelle Antwort auf diese Gerechtigkeitsfrage ist eine eigene afrikanische Impfstoffproduktion. Daran hat die deutsche und europäische Entwicklungspolitik mit ihren Partnern seit der Pandemie kontinuierlich gearbeitet. Die heutige Eröffnung der Impfstoff-Fabrik in Kigali ist darum auch ein entwicklungspolitischer Meilenstein. Weitere werden folgen, damit die nächste globale Gesundheitskrise besser und gerechter bewältigt werden kann.“

Das BMZ unterstützt nicht die BioNTech-Fabrik selbst, sondern fördert die nötigen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Produktion in Ruanda als Standort der neuen Anlage: Dazu gehören vor allem die Ausbildung von Fachkräften, die Stärkung der nationalen Regulierungsbehörde und die Schaffung günstiger Standortfaktoren für die weitere Ansiedlung von Unternehmen der Pharmabranche.

Produziert werden soll – basierend auf der mRNA-Technologie – unter anderem ein noch in der klinischen Erprobung befindlicher Malaria-Impfstoff. Eine größere Immunität gegen Malaria wäre für die Entwicklung Afrikas ein entscheidender Schritt. Laut jüngstem Malaria-Report der Weltgesundheitsorganisation lag die Zahl der Malariafälle im Jahr 2021 weltweit bei 247 Millionen – Afrika hat mit 95 Prozent der Erkrankungen die mit Abstand größten Fallzahlen.
Die Afrikanische Union hat sich zum Ziel gesetzt, dass 60 Prozent der in Afrika verbrauchten Impfstoffe bis zum Jahr 2040 auch in Afrika produziert werden. Momentan ist es nur ein Prozent. Deutschland unterstützt die Etablierung der regionalen Impfstoffproduktion in Afrika und arbeitet dabei neben Ruanda auch mit der Afrikanischen Union (AU), Ghana, Senegal und Südafrika zusammen. Dieses Engagement fügt sich eng in entsprechende europäische Initiativen ein.

Weitere Schritte zu mehr Impf- und Versorgungsgerechtigkeit in Afrika sind die Produktion von Impfstoffen gegen verschiedene Tropenkrankheiten ab 2025 auch in Senegal und in Ghana. Deutschland berät beide Regierungen unter anderem beim Aufbau ihrer nationalen Regulierungsbehörden für Arzneimittel und unterstützt die Ausbildung von Fachkräften.

Außerdem hat sich Deutschland zusammen mit Partnern dafür engagiert, die Nachfrage nach Impfstoffen made in Africa zu sichern – auch wenn diese am Anfang noch teurer sein sollten als etwa Impfstoffe aus Asien. Dies gelingt über die Stärkung der Impfallianz Gavi als weltweit größte Impfstoffabnehmerin. Sie wird - angestoßen 2022 durch die G7 unter deutscher Präsidentschaft – künftig mehr in Afrika produzierte Impfstoffe abnehmen. Gavi wird zudem den neuen Finanzierungsmechanismus African Vaccine Manufacturing Accelerator (AVMA) einführen, der ab Mitte 2024 die anfangs höheren Herstellungskosten der regionalen Produktion abfedern soll. Geplant ist, den AVMA mit einem Gesamtvolumen von einer Milliarde US-Dollar auszustatten. Diese Maßnahmen werden Gavi in die Lage versetzen, in Zukunft deutlich mehr für Pandemieprävention und -bekämpfung zu tun.