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Wirtschaft, Wachstum und Beschäftigung
Tourismus – eine Chance für nachhaltige Entwicklung
Immer mehr Menschen reisen. Allein im Jahr 2018 wurden weltweit mehr als 1,4 Milliarden internationale touristische Ankünfte verzeichnet. Das sind etwa sechs Prozent mehr als noch im Vorjahr. Für 2019 wird erwartet, dass der globale Tourismus erneut um drei bis vier Prozent zunimmt.
Der Tourismussektor wächst nicht nur schnell und beständig, er ist auch einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige der Gegenwart. Im Jahr 2017 trug er mehr als zehn Prozent zur globalen Wirtschaftsleistung bei. Etwa jede beziehungsweise jeder zehnte Angestellte auf der Welt hat einen Job, der im direkten Zusammenhang mit dem Tourismus steht. – Die weltweite wirtschaftliche Bedeutung der Tourismusbranche ist somit höher als beispielsweise die der Automobilindustrie.
Besucherzahlen in Entwicklungs- und Schwellenländern steigen
Immer mehr Entwicklungsländer schöpfen ihr touristisches Potenzial aus – zum Beispiel ein warmes Klima, kulturelle Reichtümer und intakte Naturräume – und unterziehen es einer wirtschaftlichen Bewertung. Für ein Drittel aller Entwicklungsländer ist Tourismus bereits der bedeutendste Devisenbringer.
Nach Schätzungen werden künftig die Besucherzahlen gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern überproportional ansteigen. Allein aus Deutschland reisen jährlich mehr als 11 Millionen Menschen in solche Länder. Sie tragen dort aktuell mit 19 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt bei und sichern so etwa 1,8 Millionen Arbeitsplätze. Zudem steigt die Zahl der Menschen aus Entwicklungs- und Schwellenländern, die selbst auf Reisen gehen. Die Zahl der Flugpassagiere aus diesen Regionen nimmt rapide zu.
Nachhaltigkeit und Verantwortung im Tourismus
Die Leitmotive der deutschen Entwicklungspolitik im Bereich Tourismus sind Nachhaltigkeit und Verantwortung.
Eine nachhaltige Entwicklung bringt wirtschaftliches Wachstum mit ökologischer Tragfähigkeit in Einklang. Nachhaltiger Tourismus ist langfristig ausgelegt, folgt ethischen Grundsätzen, ist sozial gerecht, kulturell respektvoll und umweltverträglich. Gleichzeitig sollte eine nachhaltige Tourismusentwicklung ökonomisch ergiebig und beschäftigungsintensiv sein und dadurch die lokale Wirtschaft und Entwicklung absichern.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert zudem eine inklusive und klimafreundliche Tourismusentwicklung.
Auf Basis der beschriebenen Leitmotive Nachhaltigkeit und Verantwortung hat das BMZ sechs vorrangige Handlungsfelder für das deutsche Engagement definiert:
- Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Beschäftigungsförderung
- Gemeinde- und Kommunalentwicklung
- Schutz und nachhaltige Nutzung von Biodiversität
- Ressourcen- und Energieeffizienz sowie Klimaschutz
- Good Governance und gute politische Rahmenbedingungen
- Neue Partnerschaften mit der Tourismuswirtschaft
Chancen der Tourismusentwicklung

Tourismus bietet Schwellen- und Entwicklungsländern große Chancen, Infrastruktur aufzubauen, Arbeitsplätze und somit Einkommensmöglichkeiten zu schaffen, lokale Wirtschaftskreisläufe zu fördern, Naturschätze zu bewahren und die Armut der Bevölkerung zu reduzieren.
In vielen Entwicklungsländern hat sich Tourismus von einem Nischen- zu einem Massenprodukt entwickelt. In den vergangenen 25 Jahren konnten die Entwicklungsländer ihren Marktanteil am weltweiten Reiseverkehr mehr als vervierfachen. Als beschäftigungsintensive Branche leistet der Tourismus einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung: Es wird geschätzt, dass in den nächsten zehn Jahren allein in Afrika drei Millionen neue Arbeitsplätze durch den Tourismus entstehen könnten. Weltweit könnten im selben Zeitraum etwa 100 Millionen neue Jobs im Tourismus entstehen.
Auch benachteiligte Bevölkerungsgruppen sowie Klein- und Kleinstunternehmer können an dieser Entwicklung teilhaben. Für viele Jobs im Tourismus sind weder spezielle Fachkenntnisse noch hohe Investitionen erforderlich. Neben der Hotel- und Gastronomiebranche profitieren auch Bereiche wie Landwirtschaft, Handwerk, Kunsthandwerk und Transport von der zunehmenden Zahl ausländischer Gäste. Tourismus ist somit ein unmittelbares Instrument zur Armutsbekämpfung.
Risiken der Tourismusentwicklung
Neben zahlreichen positiven Effekten birgt ein unkontrolliertes Tourismuswachstum auch Risiken. So unterliegt Tourismus großen saisonalen Schwankungen und ist von der Sicherheitslage vor Ort abhängig. Die Einnahmen aus der Saison müssen reichen, um Perioden auszugleichen, in denen nur wenige Gäste kommen. Für die lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann das zu unsicheren Beschäftigungsverhältnissen führen. Zudem ist die lokale Bevölkerung häufig nicht ausreichend an der Wertschöpfung und an den Einnahmen aus dem Tourismus beteiligt.
Aber auch wirtschaftspolitische Fehlentwicklungen drohen, beispielsweise die zu einseitige Konzentration der Volkswirtschaft auf den Tourismus. Außerdem kann eine nicht nachhaltige touristische Entwicklung zur Überbeanspruchung natürlicher Ressourcen, zur Belastung und Zerstörung von Ökosystemen, zu soziokulturellen Konflikten und zu Menschenrechtsverletzungen führen.
Agenda 2030 und Tourismus
Mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung haben die Vereinten Nationen 2015 ein Programm verabschiedet, um den Weg für eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu ebnen. Die insgesamt 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) umfassen alle gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und politischen Bereiche, so auch den Tourismus.
Die Agenda 2030 betont die hohe entwicklungspolitische Bedeutung eines nachhaltigen Tourismus. Ausdrücklich erwähnt wird er in folgenden Zielen:
- 8.9: Förderung eines nachhaltigen Tourismus, der Arbeitsplätze schafft und die lokale Kultur sowie lokale Produkte fördert
- 12.b: Beobachtung der Auswirkungen eines nachhaltigen Tourismus
- 14.7: Die wirtschaftlichen Vorteile für die kleinen Inselentwicklungsländer und die am wenigsten entwickelten Länder durch nachhaltiges Management der Fischerei, der Aquakultur und des Tourismus erhöhen
Da Tourismus aus einer Vielzahl von Einzelleistungen (etwa Transport, Unterkunft, Verpflegung, Freizeitaktivitäten) besteht, ist er eng mit der Herstellung und dem Angebot unterschiedlichster Güter und Dienstleistungen verbunden. Daher kann er auch zur Verwirklichung anderer Ziele der Agenda 2030 beitragen, zum Beispiel zur Stärkung kleiner Nahrungsmittelproduzenten (Ziel 2.3), zur nachhaltigen Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen (Ziel 12.2) und zur Verringerung der Ungleichheit in und zwischen Ländern (Ziel 10).
Besonderheiten der touristischen Wertschöpfung

Im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen ist der Tourismus relativ arbeits- und weniger kapitalintensiv.
Tourismus schafft Einkommen
Besonders in Entwicklungsländern bietet Tourismus vielversprechende Beschäftigungs- und Einkommensmöglichkeiten für gering- bis mittelqualifizierte Arbeitskräfte und für arme und benachteiligte Bevölkerungsteile – vor allem für Frauen, Jugendliche und indigene Bevölkerungsgruppen.
Tourismus mindert Armut
Einen wirksamen Beitrag zur Armutsminderung kann Tourismus dann leisten, wenn die lokalen Produzenten (meist Klein- und Kleinstbetriebe) in die touristische Wertschöpfungskette eingebunden und somit Verdienstmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung geschaffen werden. Besonders wichtig ist die Beteiligung landwirtschaftlicher Betriebe, da im ländlichen Raum vergleichsweise viele Haushalte in Armut leben.
Tourismus löst Entwicklungsimpulse aus
Das Besondere am Tourismussektor ist, dass das Produkt einerseits vor Ort konsumiert wird und somit standortgebunden Arbeitsplätze schafft. Andererseits ist die Branche mit anderen Bereichen der inländischen Wirtschaft eng verflochten und kann dadurch zum Beispiel auch in der Landwirtschaft, im Handwerk und im Transportwesen breitenwirksame Entwicklungsimpulse auslösen.
Deutsches Engagement für nachhaltigen Tourismus

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit hat das Ziel, die Potenziale des Tourismus für eine nachhaltige Entwicklung zu nutzen und mögliche Risiken wie klimaschädliche Auswirkungen und die Übernutzung von Naturräumen zu minimieren.
Bei der Förderung von Tourismus in seinen Partnerländern setzt sich Deutschland für die Wahrung der Menschenrechte und die Einführung und Umsetzung von sozialen und ökologischen Mindeststandards ein.
Vorhaben mit übergreifender Zielsetzung
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert im Tourismusbereich vor allem Vorhaben mit übergreifender Zielsetzung wie nachhaltige Wirtschaftsentwicklung, Management natürlicher Ressourcen, Erhalt der Biodiversität, Klimaschutz, Ressourceneffizienz, Berufsbildung sowie Gemeindeförderung und Regionalentwicklung. Insgesamt werden weltweit derzeit etwa 50 Vorhaben mit einer Tourismuskomponente umgesetzt. Eine Auflistung aller Vorhaben finden Sie hier (PDF 250 KB).
Neben einigen Fachkräften des Centrums für internationale Migration und Entwicklung (CIM) befindet sich im Tourismusbereich eine Vielzahl von Entwicklungshelfern im Einsatz.
Schutz von Kindern und Jugendlichen
Das BMZ beteiligt sich an der Umsetzung des ressortübergreifenden Aktionsplans der Bundesregierung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung. Das Ministerium unterstützt Organisationen, die sich in diesem Bereich engagieren, und fördert – häufig gemeinsam mit Tourismusunternehmen – geeignete Maßnahmen in den Kooperationsländern.
Entwicklungspolitische Bildungsarbeit
Im Rahmen seiner entwicklungspolitischen Bildungsarbeit stellt das BMZ umfassende Informationen über Entwicklungsländer zur Verfügung und sensibilisiert deutsche Touristen für sozialverantwortliches und umweltgerechtes Reisen.
Zusammenarbeit mit der Wirtschaft

Ein zentrales Anliegen des BMZ ist die Zusammenarbeit mit der touristischen Privatwirtschaft. Dabei geht es nicht nur darum, dass sich der Tourismus selbst sozialverträglich und umweltgerecht entwickelt, sondern auch darum, dass er als Motor für eine branchenübergreifende nachhaltige Entwicklung genutzt werden kann. Dafür müssen alle Akteure gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und privatwirtschaftliche Kooperationspartner in die deutsche Entwicklungszusammenarbeit einbezogen werden.
Reiseunternehmen sind aufgefordert, Fachwissen, Kreativität, Kapital und Innovationskraft in den Ländern einzusetzen, in denen ihre Reiseziele liegen, um dadurch einen Beitrag zur Armutsbekämpfung zu leisten. Das BMZ unterstützt sie dabei, indem es sich für bessere Voraussetzungen in den Partnerländern engagiert. Es fördert zum Beispiel Rechtssicherheit und gute Regierungsführung, unterstützt Investitionen und die Erschließung neuer Märkte und fördert Aus- und Fortbildungen für Fachkräfte.
Außerdem werden deutsche und europäische Touristikunternehmen finanziell und fachlich dabei unterstützt, ihr Engagement in Entwicklungs- und Schwellenländern nachhaltig, breitenwirksam und sozialverträglich zu gestalten.
Hierzu hält das BMZ ein vielfältiges Instrumentarium bereit, zum Beispiel das develoPPP.de-Programm, integrierte Entwicklungspartnerschaften oder das lab of tomorrow.
Branchendialog "Tourismus für nachhaltige Entwicklung"
Im März 2016 haben das BMZ und der Bundesverband der deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) einen Branchendialog "Tourismus für nachhaltige Entwicklung" ins Leben gerufen. Bei den halbjährlichen Treffen kommen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Tourismuswirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft zusammen, um Lösungen für touristische Zielregionen zu erarbeiten und so die Potenziale des Tourismus für eine nachhaltige Entwicklung auszuschöpfen.
EZ-Scout beim Deutschen Reiseverband
Im Rahmen des EZ-Scout-Programms arbeitet seit Herbst 2017 eine Fachkraft für Entwicklungszusammenarbeit und Tourismus beim Deutschen Reiseverband (DRV). Als Expertin an der Schnittstelle zwischen Tourismus und Entwicklungszusammenarbeit zeigt sie Synergieeffekte auf und berät Tourismusunternehmen, die sich entwicklungspolitisch engagieren möchten.
Zusammenarbeit konkret: Projektbeispiele
Zahlreiche Beispiele aus der Praxis der deutschen Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Tourismus finden Sie in unserer Sonderseite zum Thema Tourismus.
Weitere Informationen
Video
Informationen
Siehe auch
- Sonderseite zum Thema Tourismus
- Mitmachen! Tipps für Verbraucherinnen und Verbraucher
- EZ-Scout-Programm: Individuelle Betreuung durch fachkundige Berater
- Die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
- Thema: Armut
- Thema: Umwelt
- Thema: Umweltstandards
- Thema: Sozialstandards
- Zusammenarbeit mit der Wirtschaft: Angebote für Unternehmen
Externe Links
- Aktionsplan 2011 der Bundesregierung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung (PDF 1,5 MB) - Externer Link in neuem Fenster - Seite besuchen
- develoPPP.de - Externer Link in neuem Fenster - Seite besuchen
- Website des lab of tomorrow (englisch) - Externer Link in neuem Fenster - Seite besuchen
- Website der Agentur für Wirtschaft & Entwicklung - Externer Link in neuem Fenster - Seite besuchen
- Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) (englisch) - Externer Link in neuem Fenster - Seite besuchen
- World Travel & Tourism Council (WTTC) (englisch) - Externer Link in neuem Fenster - Seite besuchen
- Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) - Externer Link in neuem Fenster - Seite besuchen
- Website des Deutschen Reiseverbands - Externer Link in neuem Fenster - Seite besuchen
Publikationen
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Tourismus in der EntwicklungszusammenarbeitNeues Fenster, PDF 877 KB 02/2018 | pdf | 877 KB | 8 S.
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Der Zukunftsvertrag für die Welt: Die Agenda 2030 für nachhaltige EntwicklungNeues Fenster, PDF 1,5 MB, barrierefrei 03/2017 | pdf | 1,5 MB | 28 S. | barrierefrei
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Biologische Vielfalt – unsere gemeinsame VerantwortungNeues Fenster, PDF 9 MB 10/2018 | pdf | 9 MB | 56 S.
- Wirtschaft – Chancen für nachhaltige Entwicklung | Privatwirtschaft als Partner in der EntwicklungszusammenarbeitNeues Fenster, PDF 1 MB, barrierefrei 04/2016 | pdf | 1 MB | 16 S. | barrierefrei
- Chancen nutzen, Zukunft fördernNeues Fenster, PDF 1 MB, barrierefrei 04/2016 | pdf | 1 MB | 16 S. | barrierefrei