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Fallstudie Uganda: Wasserversorgung und Abwasserentsorgung
Den Wasserkreislauf von Kampala in den Griff bekommen
Der Beitrag des Programms "Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Kampala" zum Millenniumsentwicklungsziel Nummer 7
Kampala, die wachsende Hauptstadt Ugandas mit derzeit geschätzten 1,85 Millionen Einwohnern, liegt an den Ufern des Viktoriasees: Das ist der größte See Afrikas, die Quelle des Weißen Nils; und er ist bedroht. Die zweitgrößte Trinkwasserreserve der Welt ist heute, so urteilen Wissenschaftler, ein lichtarmes, durch Nährstoffeintrag verschmutztes Ökosystem, bedroht durch Kahlschlag an seinen Ufern und die Vernichtung seiner Papyrussümpfe, in denen sich einst unzählige Krokodile und Nilpferde tummelten.
Der größte Verschmutzer des Viktoriasees ist Kampala
Nur 5 Prozent aller Einleiter in Kampala, vom kleinen Privathaus bis zur großen Fabrik, sind an die öffentliche Kanalisation angeschlossen. Die vorhandene Kläranlage ist alt und unterdimensioniert, und die Hälfte der Stadt entwässert direkt in den See. Wenn ein tropisches Gewitter naht, werden in den Slums die Latrinen geöffnet, um sie durchspülen zu lassen. Die Fluten entsorgen auch Abfall und Unrat. Über den Nakivubo-Channel, der auch den Gewerbe- und Industriebetrieben in Kampala als Abwasserkanal dient, tragen sie ihre umweltgefährdende Fracht geradewegs in die Murchison-Bay: Aus dieser Bucht gewinnt die Großstadt ihr Trinkwasser. Kein Wunder also, dass die Kosten der Trinkwasseraufbereitung in den letzten Jahren stetig gestiegen sind.
Die deutsche Bundesregierung hat schon 1994 in Abstimmung mit der ugandischen Regierung den Wassersektor zum Schwerpunkt der Entwicklungszusammenarbeit mit Uganda erklärt. Allein im Zeitraum 2004 bis 2014 fließen 79 Millionen Euro in den Sektor. Das vom BMZ beauftragte Programm leistet Unterstützung, um den Wasserkreislauf "zum Laufen" zu bringen: Während die finanzielle Zusammenarbeit über die KfW in die "Hardware" investiert, also in Wasserwerke, Kläranlagen, Netze und öffentliche Trinkwasserzapfstellen in den Slums, kümmert sich die technische Zusammenarbeit über die GIZ um die "Software": Sie berät das Ministerium für Wasser und Umwelt in der Frage, wie man die institutionellen Rahmenbedingungen verbessern kann. Und sie baut Know-How beim staatseigenen Wasserversorger "National Water and Sewerage Corporation (NWSC)" auf.
Die Wasserversorgung ausbauen
Obwohl die Bevölkerung in Kampala in den letzten Jahren explodiert ist, konnten bis 2012 rund 78 Prozent aller Einwohner an die öffentliche Trinkwasserversorgung angeschlossen werden: Das sind 1,45 Millionen, deren Menschenrecht auf Wasser nun erfüllt wird. Das aus deutschen Mitteln finanzierte Wasserwerk Gaba III mit einer Kapazität von 80 Millionen Liter pro Tag wurde 2007 fertiggestellt. Es produziert derzeit 50 Prozent des Trinkwassers für Kampala und erfüllt die Qualitätsstandards der WHO. Damit werden rund 670.0.000 Kunden von NWSC versorgt, darunter 74.200 Arme in den Slums Kisenyi, Ndeeba und Bwaise.
In die Abwasserversorgung investieren
2011 wurde mit dem Bau dreier neuer Kläranlagen in Kampala begonnen. Dieses Mammutprojekt, an dem sich auch die Afrikanische Entwicklungsbank und die Europäische Union beteiligen, soll 2016 abgeschlossen werden. Das erste Klärwerk in Lubigi kann schon Mitte 2013 seinen Betrieb aufnehmen. Parallel dazu wird das Kanalnetz weiter ausgebaut: Bis 2014 sollen mindestens 14 Prozent aller Einleiter – 200.000 Haushalte, Industriebetriebe, Schulen und Hospitäler - an die öffentliche Kanalisation angeschlossen werden. Die Abwassermenge und Schadstofffracht, die derzeit über den Nakivubo-Channel in den Viktoriasee eingeleitet wird, kann damit um zwei Drittel verringert werden. Dies ist ein wichtiger Beitrag zum Millenniumsziel Nr. 7, dem Schutz der natürlichen Ressourcen.
Die Sanitärversorgung in den Slums sichern
740.000 Menschen, schätzungsweise, leben in den Slums von Kampala. Das sind rund 40 Prozent aller Einwohner der Großstadt. Viel zu viele sind gezwungen, ihre Notdurft in Plastiktüten zu verrichten, die dann als "Flying Toilets" weggeworfen werden. Das Programm fördert daher privatwirtschaftliche Initiativen zum Bau von Latrinen. Kleinkredite helfen armen Familien, sich die Anschaffung einer Toilette zu leisten: In einer Pilotstudie profitierten bereits 11.000 Menschen davon. Das Konzept soll nun auf alle Slums von Kampala übertragen werden. Dabei geht es um Gesundheit und Menschenwürde, aber auch um die Ökonomie: Denn Uganda verzeichnet steigende Infektionsraten bei Durchfallerkrankungen, die finanziell äußert belastend für die armen Familien wie auch für die Volkswirtschaft sind. Bis 2015 sollen daher weitere 250.000 städtische Arme eine gute Basissanitärversorgung erhalten.
Das Versorgungsunternehmen entwickeln
Die National Water and Sewerage Corporation (NWSC) war Ende der 1990er Jahre ein maroder Staatsbetrieb, der rote Zahlen schrieb: Das Management war ineffizient und der Service schlecht. Um eben dies zu ändern, wurden 2002 in Absprache mit der ugandischen Regierung Experten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in das Unternehmen entsandt. Die Zeit war günstig, denn ein neuer, durchsetzungsfähiger Manager war eingestellt worden. Er verfügte über viel Entscheidungsfreiheit; gleichzeitig wurden klare betriebswirtschaftliche Ziele definiert sowie eine unabhängige Kontrolle eingeführt. Und der Markt war da, die Kunden standen Schlange.
Der Wasserkreislauf von Kampala ist nun in guten Händen!
Der nationale Wasserversorger NWSC ist heute ein profitables Unternehmen mit zufriedenen Kunden. Langjähriges "Capacity Building", also die Stärkung der fachlichen Kompetenzen durch Vermittlung von Wissen in den Bereichen Organisation, Prozessmanagement, Kundenservice und Finanzen zahlt sich aus, wie die Tabelle dokumentiert. Dennoch bleibt noch viel Raum für Verbesserungen. So ist zum Beispiel der Wille, die modernen Anlagen zu "hegen und pflegen", vorhanden; es mangelt aber an gut ausgebildeten Technikern, die die Wartung regelmäßig ausführen und so die Investitionen nachhaltig sichern können.
Leistungsindikatoren | 1998/99 | 2006/07 | 2011/12 |
---|---|---|---|
Anzahl der Städte | 12 | 22 | 23 |
Anschlussgrad | 50% | 71% | 77% |
Anschlüsse insgesamt | 50.826 | 18.0697 | 291.395 |
Neue Anschlüsse pro Jahr | 3.317 | 24.418 | 23.332 |
Anschlüsse mit Wasserzähler | 65% | 99,6% | 99,7% |
Angestellte pro 1000 Anschlüsse | 27 | 7 | 6 |
Hebeeffizienz | 60% | 96% | 95% |
Wasserverluste | 49% | 32,5% | 32,6% |
Versorgungsdauer | 15-21 Stunden/Tag | ca. 24 Stunden/Tag | ca. 24 Stunden/Tag |
Jahresumsatz 1 | - 25,43 Mrd. UGX (- 7,1 Mio. EUR) |
70,43 Mrd. UGX (19,7 Mio. EUR) |
156,6 Mrd. UGX (43,9 Mio. EUR) |
Gewinn/Verlust (nach Abschreibung, vor Steuern) | - 8,9 Mrd. UGX (- 2,7 Mio. EUR) |
6,5 Mrd. UGX (1,8 Mio. EUR) |
17,4 Mrd. UGX (4,9 Mio. EUR) |
Die Europäische Union und Frankreich und konnten als Investoren gewonnen werden
Mit deutscher Unterstützung hat NWSC das Vertrauen der internationalen Gebergemeinschaft wieder gewonnen. So konnte es gelingen, Gelder der Französischen Agentur für Entwicklung und der Europäischen Investmentbank zu mobilisieren: Die Mutual Reliance Initiative wurde 2012 gebildet. Mit dem Eigenbeitrag der ugandischen Regierung stehen nun 212 Millionen Euro zur Verfügung, um die Trinkwasserversorgung im stark wachsenden Großraum Kampala auch zukünftig zu sichern und die Sanitärversorgung in den Slums auszubauen: Um den einzigartigen Viktoriasee als Trinkwasserquelle für 30 Millionen Menschen, die an seinen Ufern leben, zu schützen.
Auf einen Blick
Land: | Uganda |
Auftraggeber: | Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) |
Förderbereich: | Wasserversorgung und Abwasserentsorgung |
Geförderte Programme | |
Bezeichnung des Programms: | Wasserver- und Abwasserentsorgung Kampala Phase 1 |
Politischer Partner: |
National Water and Sewerage Corporation (NWSC) |
Durchführungsorganisation: | KfW |
FZ-Zuschuss: | 29,4 Millionen Euro, Gesamtvolumen des Vorhabens: 38,8 Millionen Euro |
Laufzeit: | 2004 bis 2010 |
Bezeichnung des Programms: | Schutz des Viktoriasees I und II |
Politischer Partner: | National Water and Sewerage Corporation (NWSC) |
Durchführungsorganisation: | KfW |
FZ-Zuschuss: | 16 Millionen Euro, Gesamtvolumen des Vorhabens: 98 Millionen Euro |
Laufzeit: | 2008 bis 2016 |
Bezeichnung des Programms: | Entwicklung des Wassersektors Phase 2: Versorgungssicherheit für Kampala (Mutual Reliance Initiative) |
Politischer Partner: | National Water and Sewerage Corporation (NWSC) und Kampala Capital City Authority |
Durchführungsorganisationen: | KfW |
FZ-Zuschuss: | 20 Millionen Euro, Gesamtvolumen des Vorhabens: 202 Millionen Euro |
Laufzeit: | 2011 bis 2017 |
Bezeichnung des Programms: | Reform des städtischen Wasser- und Abwassersektors in Uganda |
Politischer Partner: | Wasser und Umweltministerium |
Durchführungsorganisationen: | GIZ |
Budget: | 16,4 Millionen Euro |
Laufzeit: | 2002 bis 2014 |
Im Detail
Weitere Informationen
Informationen
Publikationen
- Acht Ziele für ein besseres Leben weltweit – Die MillenniumsentwicklungszieleNeues Fenster, PDF 1,6 MB, barrierefrei 02/2015 | pdf | 1,6 MB | 28 S. | barrierefrei
-
Die Millenniums-Entwicklungsziele | Hintergründe – Zielerreichung – Engagement
BMZ-InformationsbroschüreNeues Fenster, PDF 3 MB, barrierefrei 08/2010 | pdf | 3 MB | 64 S. | barrierefrei - Millenniums-Entwicklungsziele – Bericht 2015 | Eine Veröffentlichung der Vereinten NationenNeues Fenster, PDF 5,2 MB 06/2015 | pdf | 5,2 MB | 76 S.